Dienstag, 11. Februar 2014

Der Nocebo Effekt im Patientengespräch

Nocebo-Effekte sind Beschwerden, die unter einer Scheinbehandlung und/oder durch Suggestion negativer Erwartungen entstehen. Diesen Aspekt sollten sich alle vergegenwärtigen, die kommunikativ mit Patienten zu tun haben.

Das Wissen um den Nocebo-Effekt ist glücklicherweise in den letzen Jahren mehr in den Blickpunkt der medizinischen Berufsgruppen gerückt, jedoch werden immer noch viele unbedachte Äußerungen dem Patienten gegenüber gemacht. Diese Erkenntnis habe ich in zahlreichen Patientengesprächen gewonnen.

Die Aufklärung über mögliche Komplikationen einer Therapie und negative Erwartungen des Patienten können unerwünschte Wirkungen erhöhen bzw. verstärken.
Eine unbedachte Äußerung wie z.B. “Sie haben die Wirbelsäule eines 70-jährigen” können einen Patienten dazu verleiten, das er aus Angst vor Schädigungen seine Alltagsbelastung dramatisch reduziert. Was das Für Patienten mit einer Wirbelsäulenerkrankung für Folgen haben kann, kann sich jeder gut vorstellen.

Eine optimierte Kommunikation ist also sinnvoll, ja sogar medizinisch notwendig, um die „Macht der Worte“ des Arztes und allen anderen Fachgruppen die an der Gesundung beteiligt sind, zum Wohle des Patienten einzusetzen und um Schaden von ihm abzu- wenden. Auch die mögliche Non-Combliance des Patienten gilt es dabei zubeachten.
Welcher Mechanismus beim Nocebo-Effekt eine Rolle spielt ist noch nicht genau bekannt. Nach dem heutigen Kenntnisstand spielen die Konditionierung und die Erwartungshaltung eine wesentliche Rolle.

Der Botenstoff Cholecystokinin (CCK) der in der Darmschleimhaut gebildet wird könnte eine Rolle spielen. Er löst im Gehirn eine Schmerzreaktion aus und hat auch bei Phobien eine entscheidende Funktion. Dieser durch Angst ausgelöste Botenstoff ist vermutlich dafür verantwortlich, dass bei einer verbalen Äußerung dann genau das eintritt was gesagt wurde. Beispiel: „Sie brauchen sich keine Sorgen machen“. Das Wort „keine“ überhört nämlich der Patient gerne, und er macht sich unnötig Gedanken um seine Gesundheit. Eine reduzierte Gesundheitskompetenz und Ängste können den Nocebo-Effekt noch verstärken.

Gerade die besonders ängstlichen Patienten legen jedes Wort des Arztes bzw. des medizinischen Personals auf dieGoldwaage. Kommunikative Kompetenzen werden leider heutzutage in der medizinischen Ausbildung immer noch zu wenig vermittelt.

Aussagen wie z.B. „Wir könnten ja mal XY versuchen“, zeugen nicht gerade von medizinischem Sachverstand, und suggerieren dem Patienten, das der Arzt oder Therapeut nicht mehr weiter weiß. Ob der Patient den Therapievorschlag annimmt, scheint mir unter den beschriebenen Aspekten zweifelhaft.

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit des Artikels habe ich nur die männliche Form benutzt. Gleiches gilt jedoch auch für Patientinnen, Ärztinnen und Therapeutinnen

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