Samstag, 10. Oktober 2015

Verbale Aggressionen im Pflegealltag


Aggressionen gegen Pflegepersonen sind ein wesentlicher, in der Öffentlichkeit wenigbeachteter Indikator für die psychische Belastung des Berufes. Denn Aggressionen und Beleidigungen sind die massivste Form der Ablehnung gegenüber einer Person, die es gut mit einem meint.
Situationen, in denen sich ein Bewohner oder Patient aggressiv verhält, sind oft für die Pflegeperson nicht vorhersehbar. Deshalb rechnen sie immer damit, das solche Aggressionen jederzeit vorkommen können.
Zur Auslösung der Aggression bedarf es spezifischer Situationen und Reize. Bei Menschen wird emotionale Aggression durch negative Gefühle hervorgerufen, wie zum Beispiel Frustration, Hitze, Kälte, Schmerz, Furcht oder Hunger. Ob und wie Aggressionen im Verhalten zum Ausdruck gebracht werden, unterliegt in hohem Maße auch den jeweiligen sozialen Normen bzw. dem sozialen Status.
Menschen mit einem hohen sozialen Status wissen sich in der Regel anders auszudrücken, als diejenigen mit einem niedrigeren Status.


Im wesentlichen spielen 3 Auslösergruppen ein Rolle:

1. Auslöser /Ursachen die vom Klienten ausgehen:
  • körperliche Beschwerden oder Schmerzen, Unwohlsein und andere Zustände, die wider Erwarten nicht sofort vom Pflegepersonal gelindert werden können.
  • Frustration durch erwartete, aber nicht durch Pflegepersonal erkannte Wünsche und Bedürfnisse.
  • Wahrnehmungs- und Orientierungsstörungen, die die Abhängigkeit vom Personal fördern
  • Fehlende Perspektive oder Alternative zur Heimunterbringung / Endstation Pflegeheim
2. Auslöser /Ursachen die vom Pflegepersonal ausgehen:
  • Unangemessener Umgangston und Bevormundungen  (Na Opa, wie geht’s denn heute?)
  • Fehlendes Einfühlungsvermögen und mangelhaftes Verständnis
  • Stress, Überlastung; Frustration durch mangelnde Anerkennung
  • Konflikte mit anderen Menschen wie Kollegen oder aus dem Privaten, die auf die Bewohner übertragen werden.
Diese Dinge laufen in der Regel unbewusst ab. Ich unterstelle hier niemanden Absicht. Bitte hinterfragen sie regelmäßig ihr eigenes Handeln, um in schwierigen Situationen angemessen reagieren zu können.


3. Auslöser /Ursachen die von der Umgebung ausgehen:
  • die Unterbringung, die den persönlichen Raum einengt, wie Mehrbettzimmer, auch kalte, sterile Zimmer, abgewohnte Räume
  • schlechte Stimmung auf Station
  • schlechtes Essen
  • Personalmangel, der dafür sorgt, dass Bewohner nicht ausreichend betreut werden
Wenn es nun zu einer verbal aggressiven Äußerung kommt, atmen sie erst einmal gut durch. Je nach Situation bitten sie ihren Klienten, sich kurz zu wiederholen. Dieses bitte in einem ruhigen Ton „Herr Meyer, ich habe sie gerade nicht verstanden, was haben sie gesagt?! Und bitte nicht „Was haben sie da gerade gesagt??“
Wenn ihrem Klienten in einem kleinen Anflug von Frustration etwas unangemessenes herausgerutscht ist, wird er dieses sicher nicht wiederholen, und sie sollten erst mal zur Tagesordnung übergehen.
Sie können dann später für sich einmal die Gründe für diese verbale Entgleisung ergründen. Sprechen sie auch mit Kollegen darüber, oft ist es so, das diese es auch schon erlebt haben, so können sie zusammen nach den Ursachen forschen. Dieses funktioniert natürlich nur in einem Klima des gegenseitigen Vertrauens. Sicherlich macht es auch Sinn, den Klienten nach seinen Bedürfnissen und Wünschen zu fragen.
Es sollte dabei immer um das verstehen von Verhaltensweisen gehen, um Klärung der Situation auf der Basis gegenseitigen Vertrauens. Wenn es möglich ist befragen sie ihren Klienten. Empathische Signale haben noch nie geschadet.

Beispiel:
  • Was genau hat Sie jetzt so aufgebracht?
  • Was genau ist jetzt passiert?
  • Was macht Ihnen jetzt am meisten Angst / Sorgen?
Versuchen sie auf die Wünsche und Bedürfnisse des Klienten einzugehen. Bedenken sie dabei bitte immer, das ihre Lösungsvorschläge auch realisierbar sind. Falsche Versprechungen nützen hier gar nichts.

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